Letzte Woche genehmigte die US-Regierung das bis dato größte Ölförderungsprojekt der USA: Das Willow Projekt. Demnach sollen drei Bohrfelder mit insgesamt 219 Ölquellen in einem Naturschutzgebiet in Alaska entstehen. Hinzu kommen mehrere hundert Kilometer neue Straßen, Flugplätze, Pipelines, ein Kiesbergwerk und eine temporäre Insel, von der das Öl verschifft werden soll. Sollten die Pläne wirklich umgesetzt werden, würde das die Zerstörung von Ökosystemen und Lebensräumen von Tieren, die Vertreibung von Menschen sowie das endgültige “Verfehlen” jeglicher Klimaziele zur Folge haben.
Ursprünglich sollte das Willow Project fünf anstatt drei Ölfelder umfassen. Dieser Plan wurde vor drei Jahren schon von der Regierung unter Trump genehmigt, jedoch 2021 wieder vom obersten Gerichtshof abgelehnt, da er die Folgen für den Klimawandel nicht berücksichtige.
Am 13. März winkte Joe Biden ein minimal verändertes Willow Project wieder durch: Anstatt fünf sollen nun drei Ölfelder errichtet werden. Damit kann der Konzern ConocoPhillips jedoch immer noch 90% der ursprünglich geplanten Menge Öl fördern. Einen Tag zuvor kündigte Biden an, die Ölförderung im Arktischen Ozean einzuschränken. Dieser “Kompromiss” erinnert daran, wie die Schwarz-Grüne Regierung in NRW im Januar versuchte das Abbaggern von Lützerath zu rechtfertigen, indem sie umliegende Dörfer vorerst verschonten.
Doch im Endeffekt sind diese Entscheidungen keine Kompromisse, weil die Folgen die Gleichen bleiben: Die Klimaerhitzung wird die 1,5°C- und die 2°C-Grenze überschreiten und damit globale klimatische Prozesse in Gang setzen, die das Leben auf der Erde immer schwieriger machen und zu zahlreichen Katastrophen und ökologischen wie humanitären Umwälzungen führen werden.
Die Hoffnung vieler Menschen in den USA, Biden würde anders als sein Vorgänger, die Klimakatastrophe ernst nehmen und entsprechend handeln, haben sich mit der Genehmigung des Willow Projects in Luft aufgelöst. Biden hatte im Wahlkampf wohl schlicht und ergreifend gelogen als er ankündigte, keine weiteren Ölförderungen zu genehmigen und dafür zu sorgen, dass die USA bis 2050 klimaneutral werden.
Laut den Plänen soll das Willow Project 30 Jahre lang Öl aus der Erde ziehen. In dieser Zeit möchte ConocoPhillips 600 Millionen Barrel, also 95 Milliarden Liter Erdöl fördern. Allein dessen Verbrennung würde 287 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Das Entspricht den Emissionen von zwei Millionen Verbrennerautos. Bei der Ölförderung werden aber auch andere Treibhausgase wie Methan freigesetzt, die die Erderhitzung noch stärker vorantreiben. Da die weltweiten Temperatur schon um ungefähr 1,1°C gestiegen sind droht der Permafrost unter Alaska zu schmelzen. Daher geht ConocoPhillips davon aus, den Boden künstlich kühlen zu müssen, um in dem geplanten Gebiet Öl fördern zu können.
Protest gegen das Willow Project kommt von den Indigenen, deren Heimat durch das Projekt zerstört werden würde. Die Gemeinde Nuiqsut leidet schon jetzt unter bestehenden Ölförderungen rund um ihre Stadt. In der Vergangenheit gab es mehrere Unfälle und Lecks auf den Anlagen. Daraufhin berichteten Menschen auf Nuiqsut über Atemwegsbeschwerden, Übelkeit und Kopfschmerzen. Zudem gehen sie davon aus, dass das Wasser und damit die Fische, von denen sie sich ernähren, Giftstoffe enthalten. Die Straßen, die für das Willow Project gebaut werden sollen, würden den Lebenslauf von Rentieren zerteilen. Würde diese Population schrumpfen oder aussterben, fiele mit der Jagd ein wichtiger Teil der Kultur der indigenen Inupiat und eine wichtige Nahrungsquelle weg. 2012 erst mussten 20 Familien nach einem Gasleck aus Nuiqsut fliehen.
Die Stadtverwaltung und die indigene Gemeinde haben bereits Evakuierungspläne erstellt für den Fall weiterer Unfälle. In einem gemeinsamen Brief berichten beide über die geringe und intransparente Kommunikation der Behörde für Land Management (BLM).
USA-weit und international wird der Protest gegen das Willow Project vor allem von Jugendlichen auf TikTok getragen und immer weiterverbreitet. Das unermüdliche Informieren und Skandalisieren dieses Projekts bewirkten, dass die Petition gegen den Bau bereits über 4,7 Millionen Menschen unterschrieben haben und immer mehr dazu kommen. Die Jugend lässt sich nicht von staatlicher Propaganda ruhigstellen und wird nicht tatenlos zuschauen, wie unsere Umwelt und damit unsere Zukunft für den Profit weniger vergiftet und verbrannt wird. Den Glauben, dass allein das Wählen anderer Präsidenten dabei einen tatsächlichen Unterschied machen würde, widerlegt an zahlreichen Stellen die Realität. Immer deutlicher wird hingegen, dass die Strategie von Ausbeutung und das menschenfeindliche Streben nach kurzfristigem Profit sich in jeder Legislaturperiode, unabhängig der Parteien und Abgeordneten, durchsetzt, ein Trend den wir nicht nur in den USA sondern auch hier in Europa und Deutschlnad beobachten können.